Social Media und das Hamsterrad

Social Media Plattformen sind heutzutage kaum vom Alltag wegzudenken. Fast alle die ich kenne verbringen mehrere Stunden pro Tag auf Social Media Plattformen. Diese Plattformen haben sehr viele Vorteile und die Technologie ist sicherlich eine potenzielle Bereicherung. Verwandte werden auf dem Laufenden gehalten, die Kommunikation wird erleichtert und wir dürfen Bilder aus aller Welt bewundern. Es gibt reichlich Unterhaltung wie z.B. Memes, wo wir unsere Freunde in den Kommentaren markieren können. Wir sind schnellstens informiert über Sportnachrichten, Politik oder Wirtschaft. Wir können unsere Idole folgen und erhalten exklusiven Inhalt. Sänger, die private Einblicke zeigen. Sportler, die ihre Meinungen äussern. Für Hersteller ist Social Media auch hilfreich, da sie genau diejenige potenzielle Kunden erreichen, die zu ihren Kundensegment gehören. Und das auf eine relativ günstige Art. Kosmetikhersteller können so zum Beispiel Leute erreichen, die ähnliche Seiten und Produkte geliked haben.  

Social Media Seiten können uns das Leben verschönern. Die Seiten haben aber auch negative Einflüsse auf uns. Sie überhäufen uns mit Informationen. Das meiste nehmen wir gar nicht bewusst wahr. Wir scrollen einfach über mehrere Videos und Bilder. Wir sehen auf Social Media Seiten deutlich mehr Inhalte als die Menschen vor 10-20-30 Jahren im Alltag in den Zeitungen oder im Fernsehen gesehen haben. Die Informationen müssen auch verarbeitet werden und wir werden schnell mit mit den Informationen überfordert. Social Media Plattformen und Handynutzung machen auch Süchtig. Wenn wir auf jemanden warten, wenn wir im Bus reisen oder auf das stille Örtchen gehen, greifen wir schon aus Gewohnheit zum Handy. Wir lassen unser Hirn nicht erholen. Dieser Artikel schreibt, dass diese Sucht der Spielsucht oder Kokainsucht ähnelt. 

Social Media Seiten sorgen dafür, dass wir uns bewusst oder unbewusst mit anderen vergleichen und verstärken auch den Konsumdrang. Jeder zeigt sich natürlich von seiner besten Seite. Schönes Essen, schöne Kleider, hammermässige Ferien, neues Auto. Die Social Media Plattformen sind sehr oberflächlich und zeigen nur das Positive. Es ist ein modernes Werbeprospekt. Ich hatte einen Bekannten, er war Anfangs 20 und hat sich einen neuen BMW geleistet. Ich wusste, dass er nicht so viel verdiente, dass er sich das Auto locker leisten könnte, doch vielleicht wissen es viele seiner Freunde nicht. Wenn man mit so was konfrontiert wird, freut man sich vielleicht für den Freund, aber ein wenig Neid entsteht dabei auch. Man fühlt sich schlecht, wie der es sich leisten kann und warum ich nicht. Ob er das Auto mit einem überteuerten Leasingvertrag abgeschlossen hat, weiss keiner. Er könnte sogar finanzielle Probleme haben, aber das wüsste auch keiner. Man sieht einzig das Auto, aber nicht den Preis dafür. Warum Leasing-Verträge sich nicht lohnen, kannst du hier nachlesen. Dann scrollt man weiter und jemand postet braungebrannt aus den Malediven. Der nächste postet wie er in einem teuren Restaurant lächelnd einen Steak isst. Die Stimmung wird immer ein wenig mieser und das Bedürfnis wird stärker sich etwas zu gönnen. Am besten fotografiert man es und ladet auf solche Seiten hoch, damit auch andere sehen können wie gut es einem geht.

Männer schauen nach Autos oder nach Fitnessprodukten, die von Muskelprotzen vermarktet werden, die mit Steroiden vollgespritzt sind. Frauen schauen nach Kleider, Taschen oder Makeup das unglaublich schön bei den Models aussieht, aber nach einmal benutzen die Wirkung doch nicht das erhoffte Wunder bewirkt hat. Dass die steroid-Typen mit 40 geschrumpfte Hoden und Erektionsprobleme haben werden, siehst du dann auf Social Media nicht mehr. Vielleicht ab und zu eine Meldung, dass ein 22 jähriger einen Herzstillstand hatte. Dass die Frauen Abends heulend einschlafen, weil sie depressiv sind, siehst du auch nicht. So funktioniert Werbung. Jeder zeigt sich von der schönen Seite, damit der Wunsch entsteht „Das will ich auch“. Man weiss nicht immer genau, was es genau ist, aber man will es. So verkauft man alles. Jeder Marketingfachmann kann bestätigen, dass die visuellen Reize auf uns wirken. Laut einer Studie sehen uns andere 20% attraktiver, als wir uns selbst. Das heisst, diejenigen, die du neidisch anschaust, fühlen sich wahrscheinlich gleich wie du. Wir sehen in andere das was wir in uns vermissen und glauben, dass durch das Produkt dieser Wunsch befriedigt wird. Auch wenn wir es wissen, dass alles nur Schein ist, wirkt die Werbung auf uns. Wir kaufen das Produkt und die erhoffte Wirkung setzt nicht ein, oder es wirkt, aber ein neuer Wunsch entsteht.

Es ist schwierig den Reizen zu widerstehen. Es spielen auch psychologische Faktoren, Einstellung und das Selbstbild eine Rolle. Jemand, der selbstbewusst und sich im reinen ist, sucht nicht die Bestätigung des anderen in Form von Likes und fühlt keinen Drang sein Essen auf Facebook hochzuladen. Die Reize sollten unser Kaufverhalten nicht beeinflussen. Spätestens beim zehnten Kauf solltest du bemerkt haben, dass nicht diese Wimpertusche oder die Sportschuhe oder das neue Auto dein Glück bestimmen. Das Glück, das durch solche Käufe entsteht, hält nicht lange. Es werden neue Wünsche entstehen und du wirst immer grössere Anschaffungen brauchen um dein Bedürfnis zu befriedigen. Bis du eines Tages merkst, dass du ein Haufen nutzloses Zeugs gekauft hast.

Die Lösung ist, dass man sich bewusst wird, dass was auf Social Media präsentiert wird, verschönert dargestellt ist. Es ist eine Scheinwelt. Steig nicht in das Hamsterrad und lass die anderen Menschen im Irrglauben, dass sie durch das neue Shirt glücklicher werden. Spar dir diese Ausgaben und versuche deine Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge zu lenken. Gegebenfalls reduziere die Zeit, die du auf solchen Social Media Plattformen verbringst. Wenn du das nächste Mal den Drang verspürst etwas zu kaufen, frage dich ob du es wirklich brauchst. Stelle dir die Frage, ob das, was du zuletzt in der gleichen Situation gekauft hast, dich zufrieden gestellt hat und falls ja, wie lange. Wenn es eine grössere Anschaffung ist, wie ein Auto, schlaf ruhig darüber einige Tage und beobachte deine Gefühle.

Ich wiederhole, ich bin nicht gegen Social Media. Ich finde die dadurch entstandene Möglichkeiten durchaus positiv. So wie mit Allem kann aber zu viel davon schädlich sein. Man sollte sich bewusst sein, dass alles verschönert dargestellt ist und dass Depressionen hervorgerufen werden können, wenn man sich immer vergleicht und sich immer etwas gönnen und es auch noch zeigen will. Dieses Verhalten ist eine Negativspirale, in der man am besten gar nicht einsteigt. Wenn du dich schlechter fühlst, unternehme lieber etwas, was dich glücklich macht, anstatt etwas „nutzloses“ im Internet zu bestellen.

 

Quelle des Bildes: bbc.com

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