Das Leben als Angestellter

Ich habe irgendwo den Spruch gehört: „Der Arbeitgeber zahlt so viel, dass der Arbeitnehmer nicht kündigt und der Arbeitnehmer leistet nur so viel, dass er nicht gekündigt wird.“

Bevor ich meine Gedanken zum Angestelltenverhältnis darlege, möchte ich festhalten, dass ich zur Zeit auch zufrieden angestellt bin. Wenn du als Angestellter nicht zufrieden bist, solltest du wissen, dass du immer die Möglichkeit hast, etwas anderes zu tun. Die Entscheidung liegt immer bei Dir. Es zwingt dich keiner zu arbeiten. Du kannst auch deinen Job wechseln oder du kannst selbständig werden. Vielleicht hast du genug von der Arbeitswelt und nimmst eine Auszeit. Vorausgesetzt du hast genug zusammengespart. Der grosse Vorteil angestellt zu sein, ist die Sicherheit. Du kannst einigermassen planen. Du hast meistens denselben Lohn. Du hast X Wochen Ferien und vielleicht andere Leistungen auch noch.  Als Angestellter hast du geregelte Arbeitszeiten, Sozialleistungen werden unterstützt und du hast weniger Verantwortung. Als selbständiger Unternehmer brauchst du eine Idee, Risiko und Kapital etwas aufzubauen, was dir mindestens so viel Lohn bringt, wie angestellt zu sein. Sonst würde es sich ja nicht lohnen.

Worüber sich viele Angestellten beklagen ist die Habgier der Chefs. Die allgemeine Haltung dazu ist, dass sie nie den Mund vollkriegen. Sie leisten zwar viel, wollen aber immer mehr Geld. Das meistens auf Kosten der unteren Schicht. Überspitzt sehen die Angestellten die Chefs als Geldgierige, die auf Kosten der unteren Schicht ihre zusätzlichen Luxusgüter verdienen wollen. Während bei den einfachen Angestellten über den Minimallohn diskutiert wird, kriegen CEO’s Millionen von Bonis, auch wenn sie Verluste machen. Profitmaximieren und Wachstum sind die Ziele, die ohne Kompromisse verfolgt werden.

Meiner Meinung nach liegt die Denkweise an der Überhitzung der Wirtschaft. Die Zitrone wird immer mehr ausgepresst. Der Kapitalismus ist auf Wachstum ausgerichtet. Jedes Jahr soll der Gewinn wachsen. Es gibt kein optimales Niveau, das man erreicht und danach zufrieden ist. Man will immer mehr.

Wie oft hast du in der Zeitung gelesen, dass es hier und da Leute entlassen wurden. Und Warum? Weil wenn die Einnahmen nicht kommen, müssen Kosten gespart werden, damit der Gewinn trotzdem steigt, oder zumindest nicht zu sehr einbricht. Jedes Jahr optimieren die Vorgesetzten die Kosten und Erträge und die Gewinne sollten immer höher sein, als im Vorjahr. Es gibt kein konstantes Niveau, das allen zufriedenstellt. Der Gewinn MUSS immer steigen. Als Angestellter musst du heutzutage immer im Hinterkopf behalten, dass man vielleicht nächstes Jahr nicht mehr arbeiten kann. Alle 10-20 Jahre kommt eine Wirtschaftskrise. Der angestellte trägt nicht so viel Verantwortung, ist aber leicht ersetzbar. Traurig finde ich, dass in der heutigen schnellen Welt die zwischenmenschlichen Aspekte verdrängt werden. Es spielt keine Rolle, ob man 30 Jahre für das gleiche Unternehmen gearbeitet hat. Auch nicht, ob man eine Familie hat, oder Sonderschichten leistet. Der, der noch letztes Jahr zum Dienstjubiläum gratuliert hat, überreicht dir nächstes Jahr vielleicht die Kündigung. Leute werden emotionslos entlassen, um den Gewinn Jahr für Jahr zu steigern. Als Arbeitnehmer ist man also am schlechten Ende. Doch wer profitiert davon? Die Chefs? Man ist verleitet zu denken, dass die Chefs die Angestellten entlassen, damit mehr für sich selber bleibt. Sie haben zwar höhere Löhne, sie sind aber diesem Prozess genauso ausgesetzt. Sie werden auch schnell entlassen, wenn auch mit deutlich mehr Schmerzensgeld. Was würde passieren wenn ein gutmütiger Chef das Ruder übernehmen würde? Nehmen wir an, er würde sagen, dass ihm seine Mitarbeiter wichtiger seien als der Profit. Er würde lieber Verluste schreiben als Leute zu entlassen. Was würde passieren bei grösseren, börsenkotierten Unternehmen? Der Aktienkurs würde fallen, die Aktionäre wären verärgert und sie würden den gutmütigen Chef schnellstmöglich beseitigen, damit ein Chef an der Spitze steht, der Gewinne schreibt. Ein gutmütiger Chef ist also nicht erwünscht.

Wenn nicht die Chefs, wer profitiert also? Wer verlangt, dass der Gewinn immer steigen muss?

Der Aktionär

Der Aktionär ist Teilinhaber eines Unternehmens. Er möchte, dass seine Beteiligung mehr Gewinn erzielt. Jedes Jahr. Er möchte vom Gewinn in Form einer Dividende profitieren. Jährlich. Die Aktionäre lenken auch die CEOs der Unternehmen. CEOs müssen Ergebnisse liefern, sonst werden sie ausgetauscht. Aktionäre sind die Inhaber und wenn ein Unternehmen schlecht läuft, verkaufen sie ihre Aktien. Der Wert des Unternehmens sinkt. Wenn die Ergebnisse gut sind, sind die Aktien beliebt und es werden mehr Aktien nachgefragt. Der Wert steigt. Jedes Unternehmen bemüht sich also gute Ergebnisse zu liefern, damit die Gewinne steigen. Sinken die Einnahmen über eine längere Periode, werden Leute entlassen, damit wenigstens die Kosten reduziert werden und immer noch genug Gewinn für die Aktionäre übrig bleibt. Der Aktionär ist also der Profiteur. Nachdem er sein Geld investiert hat, kann er sich zurücklehnen und zuschauen, wie sein Geld für ihn arbeitet. Hier kannst du nachlesen wie viel Grossaktionäre an Dividenden erhalten.

Das Gute an diesem Mechanismus: Jeder kann problemlos Aktionär werden. Auch du kannst jederzeit Aktien kaufen. Stell Dir vor, du würdest 5 Mio. CHF erben. Du könntest ein erfolgreiches Unternehmen damit kaufen. Z.B. Mc Donalds. Klar, du könntest nicht das ganze Unternehmen kaufen, aber du könntest mit dem Geld Teilinhaber werden. Eine Aktie kostet zur Zeit rund 157 Franken. Dh. Du könntest 31‘847 Aktien an der Börse kaufen. Du würdest vom System und Gewinn des Unternehmens profitieren. Dir würde jährlich eine Dividende von aktuell 3.83 pro Aktie (2.4%) ausbezahlt. Du würdest jährlich 3.83*31‘847 = 121‘974,- Franken erhalten. Das wären 10‘164.50- Franken pro Monat. Kein schlechter Lohn, vor Allem müsstest du nicht einmal dafür arbeiten. Da das System so ausgelegt ist, dass jedes Jahr mehr Gewinn erzielt werden soll, steigt auch tendenziell die Dividende. Vor Allem amerikanische Aktien haben die Einstellung jedes Jahr mehr Dividende auszuzahlen. Es gibt Unternehmen, die konnten jahrzehntelang die Dividendenausschüttung jedes Jahr erhöhen (!). Auch wenn sie mal eine längere Durststrecke hatten und keine Gewinne erzielt haben.

Fazit

Es gibt also 2 Seiten einer Medaille. Viele Angestellte beklagen sich über einen niedrigen Lohn und haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Gleichzeitig profitieren Aktionäre aus dem ständigen Gewinnwachstum. Die Erkenntnis ist simpel. Man sollte Aktien halten. Sicherlich hast du schon Geschichten gehört wie, wenn man vor 100 Jahren Aktien gekauft und im Keller liegen gelassen hätte, wäre man jetzt reich. Das stimmt auch. Als Aktionär sitzt man in der Hinsicht auf der richtigen Seite. Man verdient Geld, nur weil man beteiligt ist. Nicht umsonst ist „Passives Einkommen“ in Mode. Der Wert der Aktie kann aber kurzfristig einbrechen und in Krisenzeiten auch -50% verlieren. Der Aktionär trägt auch das Risiko. Es gibt auch Unternehmen, die Konkurs gehen und die Aktien sind plötzlich nichts mehr Wert. Es gibt aber auch Unternehmen, die während Krisenzeiten die Dividende trotz Verluste und Kurseinbrüche erhöht haben. Wenn man dazu noch mehrere Beteiligungen hat und in erfolgreiche Unternehmen investiert ist, kann durch Diversifikation die Gefahr für Verluste begrenzt werden. Über eine sehr lange Zeit werden die Verluste von den Gewinnen kompensiert.

Natürlich ist es utopisch, wenn man 5 Mio. CHF erbt und investieret. Der Mechanismus funktioniert aber mit 100,- Franken genau gleich. Würdest du diszipliniert jeden Monat investieren, könntest du über mehrere Jahre/Jahrzehnte ein Vermögen aufbauen, das so viel Dividenden abwirft, dass du davon leben kannst. Auch wenn es dir nicht gelingt, lohnt es sich trotzdem anzufangen. Es ist ja auch schön, wenn du „nur“ 500‘000,- Franken über die Zeit aufbauen kannst. Das wären im Mc Donald’s Fall 12‘197 Franken pro Jahr an Dividenden, oder 1‘000,- Franken pro Monat. Die Dividenden könnten deine Rente aufbessern. Das Vermögen könntest du aber auch deinen Nachkommen weitergeben.

Wie stehst du dazu? Bist du Angestellt? Besitzt du Aktien?

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