Was können die armen von den reichen lernen? Ist das Leben der reichen wirklich so einfach? Können vielleicht auch die reichen von den armen etwas lernen? Macht Geld glücklich?
Letztens bin ich auf die Reality Sendung “Plötzlich arm, plötzlich reich” gestossen, die auf Sat-1 ausgestrahlt wird. Da es mit Finanzen zu tun hat und direkte Einblicke in reiche sowie arme Haushalte zeigt, habe ich der Sendung eine Chance gegeben. Am meisten stört mich an den gängigen Reality-Sendungen, dass man nie weiss, was echt und was von der Redaktion angestiftet wurde. “sag mal in die Kamera dies und das.” Oder “Hey Kinder, spielt mit der Vase da”. Was noch sehr nervig sein kann, ist diese Musik, die eine Szene immer ins Extreme versucht zu ziehen. Ist jemand glücklich? Ok, spiele das Lied “Leeeeet the Sunshine”. Ist jemand traurig? Spiele das Lied “Everyyybody huuuurts”. Und das alles in 1 Minute. Aber, wahrscheinlich haben die Produzenten das selber gemerkt, denn in plötzlich arm, plötzlich reich kamen diese Störfaktoren weniger vor.
Plötzlich arm, plötzlich reich – worum gehts?
In dieser Sendung tauschen eine reiche und eine arme Familie ihre Rollen für eine Woche. Die reiche Familie zieht in die Wohnung der armen Familie und muss die Aufgaben/Jobs der armen Familie erledigen und das alles mit dem Wochenbudget, das für die arme Familie normalerweise zur Verfügung steht. Meist sind das 100-130 EUR. Umgekehrt darf die arme Familie in das Haus der reichen Familie ziehen, erledigt deren Aufgaben und darf das Wochenbudget der reichen Familie ausgeben. Meist ca. 3000-5000 EUR.
Zuerst dachte ich, es sei sehr unmoralisch, eine arme Familie so zur Schau zu stellen und zu sagen, “Hier habt ihr 5000,- EUR, gibt es aus und wohnt in eine teure Villa, die ihr euch nie leisten könntet und geht danach zurück nach Hause und lebt euer armes Leben weiter.”
Nach der ersten Sendung habe ich aber gemerkt, es geht hier um mehr und man kann sehr viel vom Experiment mitnehmen. Sowohl die Teilnehmer der Sendung, als auch die Zuschauer.
Das Experiment gefällt mir sehr, denn die Teilnehmer können sich in eine andere Rolle versetzen und erleben am eigenen Leib, dass es doch nicht so einfach/schwer ist arm/reich zu sein. Am Schluss der Epsioden kommen die Familien zusammen und stellen heikle, aber ehrliche und nützliche Fragen an die andere Familie. Zum Beispiel: Warum arbeitest du nicht mehr? Wieso gibst du Geld für dies aus? – Am Schluss wird noch jeweils die Frage gestellt: “Macht Geld glücklich?” – Da sind sich immer alle klar: Nein. Geld gibt eine gewisse Sicherheit, aber Geld allein macht nicht glücklich.
Die Einblicke, die man von den ärmeren Familien bekommt, sind auch emotional. Meistens sind mehrere Kinder im Spiel, Krankheiten, Sucht, Schicksalsschläge. Die Familien sagen meistens bei der Verteilung des Wochenbudgets, dass sie noch nie im Leben so viel Geld in der Hand hatten.
Aber fangen wir von vorne an:
Was mich auf den ersten Blick zum Nachdenken gebracht hat, ist, dass auch die armen Familien heute, es materiell deutlich besser haben, als die armen vor ca. 20-30 Jahren. Die Familien leben in 3-4 Zimmerwohnungen, eigener Balkon, Pflanzen, vielleicht sogar ein eigenes Auto, ein eigenes Grundstück. Die Kinder haben viele Spielzeuge und ihr eigenes Zimmer. Denen fehlt meistens nichts. Materiell. Smartphones und PCs sind auch vorhanden. Früher kam es oft vor, dass 3-4 Personen in eine 2 Zimmerwohnung leben mussten. Die Eltern hatten keine Privatsphäre, es gab ein Gemeinschaftsbad für mehrere Wohnungen und Spielzeug für die Kinder waren eher selten. Ein gut funktionierender Fernseher war auch nicht in jedem Haushalt. Die Möglichkeiten, die man heute zum Glück hat, machen das Leben materiell besser, was die ärmeren vor 20-30 oder mehr Jahren hatten.
Das zweite, was sofort auffällt, dass die ärmere Familien oft mit Schicksalsschlägen und Krankheiten, sowie mit extrem niedrigem Selbstvertrauen und Ängsten zu kämpfen haben. Der Stress und die psychische, sowie körperliche Belastung sieht man den Leuten an. Meistens haben sie unschöne Zähne, Übergewicht, Haarausfall, etc. Dies hängt natürlich nebst dem Stress und fehlender Bewegung auch mit Fehlernährung zusammen, was wiederum vom fehlenden Wissen und Gleichgültigkeit kommt. Ganz ehrlich, wenn man kein Geld hat, schaut man wahrscheinlich nicht auf den Zuckergehalt der Lebensmittel, sondern man möchte möglichst günstig, möglichst viel “leckere” Lebensmittel kaufen. Frisches Obst und Gemüse kosten heutzutage leider mehr als Süssigkeiten vom Discounter. Die ärmere Familie hat wahrscheinlich kein Geld für Friseur- und Zahnarztbesuche. Sie vernachlässigen die Kleidung und werden etwas schmuddelig. In Kombination mit Frust, weil man zum Beispiel seit Monaten erfolglos auf Jobsuche ist, entwickelt sich eine Lustlosigkeit/Gleichgültigkeit gegenüber wie man aussieht, was man isst usw. Das sieht man den armen Familien auch am Aussehen an. Was mich auch verwundert hat, dass keine arme Familie regelmässig Sport trieb.
Die reichen leben auch so, wie man es sich vorstellt. Meist in 400 m2 – Häusern mit Luxusautos und Luxuskleider. Die arme Familie staunt immer, wenn sie ein Kleid im Wert von 2000-3000 EUR sehen, meist in Ankleide-Zimmern, die so gross sind, wie ihre ganze Wohnung. Vom Wert eines Kleides könnte eine arme Familie 3-4 Monate überleben.
Die reichen kommen mit Armut besser klar, als die armen
Das ist ja einleuchtend. Die reiche Familie kehrt nach 1 Woche zurück in ihr pompöses Leben. Das meine ich aber nicht.
Das beste Beispiel zeigte die reiche Familie Marc Terenzi und seine Freundin Viviane Ehret-Kleinau. Man meint, dass die Freundin von Marc Terenzi eine kleine Diva ist und dass sie ihre Hände nicht schmutzig machen, und das ganze Experinment möglichst schnell hinter sich haben möchte. Man denkt vielleicht auch, dass sie nicht arbeitet und von den Einnahmen ihres Freundes lebt. Weit gefehlt. Viviane hat ein eigenes Unternehmen, das sehr erfolgreich ist. Sie ist Modeberaterin für Promis und verdient weit mehr als 5’000 EUR pro Woche. Für ihren Job braucht sie selbstverständlich auch teure Kleider. Sie muss ja sich und ihre Beratung verkaufen können. Welche Promi würde sie engagieren, wenn sie Billigkleidung anhätte oder ungepflegt aussehen würde? Was mich aber beeindruckt hat, war ihr unternehmerischer Geist und wie sie die Herausforderung angegangen ist.
Die reiche Familie, die normalerweise 3000-5000 EUR pro Woche für Essen und Kleider etc. ausgibt, muss plötzlich mit 100 EUR in einer Woche auskommen. Viviane hat mustergültig geplant, gerechnet und ist mit ihrem Freund zielorientiert zum Wocheneinkauf gegangen. Sie gaben nur das nötigste aus. Übrigens sagen das auch viele arme Familien, dass sie ihre Einkäufe immer gut planen, um Impulskäufe zu vermeiden. Nudel, Bohnen etc. sind die günstigsten Lebensmittel und eine Woche einseitig essen, ist kein Problem. Auf Dauer ist das aber keine ausgewogene und gesunde Ernährung.
Unternehmerisches Denken der reichen
Eine Herausforderung der Episode war, das alte Auto der armen Familie in die Reparatur zu bringen. Eine volle Reparatur hätte 150,- EUR gekostet. So viel Geld hatten die Terenzis vom Wochenbudget aber nicht. Ein Ölwechsel war das mindeste, was gemacht werden musste. Ich glaube es waren 15,- EUR. Jeder Mensch hätte einfach die 15,- EUR gezahlt. Viviane zeigt aber ihr unternehmerisches Denken und fragt nach, ob sie das auch abarbeiten könnten. Die von der Werkstatt waren verwundert, fanden aber die Idee gut und schlugen als Gegenleistung vor, ein Auto sauber zu waschen. Da die Erwachsenen der armen Familie nur 2h pro Tag gearbeitet haben (was Viviane der Familie auch vorwarf, warum sie nicht mehr Stunden arbeiten), konnte dieser Minijob locker erledigt werden. Viviane hätte einfach den Ölwechsel zahlen können. Aber sie fragte sich lieber, was noch für Möglichkeiten es gibt. Ein wichtiger Unterschied zwischen einem einfachen Arbeiter und einem Unternehmer ist, dass der Unternehmer nicht einfach hinnimmt, wenn etwas nicht geht, sondern er fragt sich, wie es denn machbar wäre.
Gerade deshalb sind für mich solche Experimente interessant. Was würde Bill Gates als plötzlich armer tun? Viviane hat ihre Erfahrung und ihre Perspektive als Geschäftsfrau in das arme Leben eingebracht und Lösungen gefunden, die ein armer, beschränkt auf die eigenen Probleme, Wünsche und Ängste nicht gefunden hätte.
Das zweite positive Beispiel war, als Viviane eine neue Kommode für das Kinderzimmer der armen Familie suchte. Anstatt ins Möbelhaus zu fahren und X EUR dafür auszugeben, hat sie auf Facebook marketplace gesucht. Sie hat eine Kommode in sehr gutem Zustand gefunden. Kostenlos. Sie fand auch ein Inserat, wo ein Lebensmittelpaket kostenlos abzugeben war. So haben sie auch am Essen sparen können. Ende der Woche blieben von den 100 EUR sogar 30 EUR übrig. Da kann die arme Familie davon was lernen.
Man denkt, ok eine Woche lang den Gürtel enger zu schnallen, ist ja nicht schwer. Die armen Familien leben aber so. Man denkt, die Terenzis hatten wahrscheinlich die schlimmste Woche ihres Lebens und waren total unzufrieden. Sie haben das Experiment aber richtig genossen. Sie trafen Freunde der armen Familie, haben auf dem Balkon grilliert, haben Fussball im Park gespielt. Sie haben gezeigt, dass mit etwas unternehmerisches Denken die finanzielle Situation leicht verbessert werden kann. Sie zeigen aber auch, dass es darauf ankommt, was man daraus macht. Sie hätten die ganze Zeit meckern und hier 15 EUR, da 20EUR gezahlt und den Kopf in Sand stecken können, statt dessen haben sie Lösungen gefunden, Spass gehabt, Freunde getroffen und Sport getrieben.
Die armen könnten da lernen, dass man aus den Situationen das Beste machen soll. Sport und Freizeitaktivitäten sind oft kostenlos, produzieren aber Glückshormone und bauen Stress ab. Vielleicht lernen sie auch jemanden draussen kennen, der ihnen helfen kann. Sei es mit einem Job, oder mit Tipps, Baby Sitting, oder mit einer gesunden Einstellung. Man tendiert dazu, sich in die Wohnung einzusperren und nichts zu machen. Mit ein paar Ideen wie Facebook Marketplace, oder Minijob-Suche kann man ein wenig sparen oder dazuverdienen.
Es muss nicht schmuddelig sein
Dann noch ein Beispiel in einer Folge in der das Promi-Moderatoren duo Matthias Mangiapane und Hubert Fella in eine enge Wohnung gezogen ist. Die Wohnung war “schmuddelig”, obwohl die Familie behauptet, extra intensiv aufgeräumt zu haben. Gegen Ende der Folge geht das Promipaar zu einen der Nachbarn der Familie. Die Familie ist ähnlich situiert mit 2 pubertierenden Jungs. Die Wohnung war aber sehr gepflegt, die Raumgestaltung war gut ausgenutzt, so dass die Wohnung nicht klein und eng wirkte. Die Mutter der Familie sah auch gepflegter aus, obwohl sie auch HARTZ IV hatte. Ein Beispiel dafür, dass nur weil man weniger Geld zur Verfügung hat, die Wohnung, das Aussehen und das Leben allgemein nicht “schmuddelig” sein muss.
unnötige Kosten vermeiden
In einer weiteren Folge gab es eine Familie mit 3 Kindern. Der Vater (ehemalige Mutter, der übrigens homosexuell ist, also auf Männer steht – Ich weiss, es ist kompliziert) ist alleinerziehend. Sie hatten ein Grundstück, das nur Kosten verursachte. Sie gingen einmal pro Monat zum Grundstück. Allein die Fahrkosten zum Grundstück (Benzinpreis für eine Bekannte) kostete, wenn ich mich richtig erinnere 40,- EUR. Das Problem war, dass das Grundstück ein Scherbenhaufen war. Überall lagen Latten mit Nägel und Drahtzäune etc. rum. Man müsste aufräumen und ein kleines Haus abreissen, damit man auf dem Grundstück etwas machen könnte. Der Mann war aber krank und arbeitsunfähig, somit konnte er das Grundstück nicht richtig pflegen. Die Familie ging trotzdem oft dorthin um zu zelten.
Eine andere Familie hatte mehrere Zehntausend Euro Schulden. Sie lebten schon am Existenzminimum, haben aber die Schulden mit 200,- EUR weiter getilgt. Die reichen haben dann gefragt, warum denn die Familie keinen Privatinsolvenz beantragt. Diese Frage ist auch moralisch, aber das war scheinbar nicht das Problem. Denn die Familie hat schon daran gedacht, aber nie konsequent sich dazu entschlossen. Wenn mann so sehr am Limit ist, ist jeder Cent wichtig. 200 EUR sind da viel Geld. Die Familie hätte da vielleicht früher reagieren und den Privatinsolvenz beantragen müssen. Wenn sie wieder mehr verdienen, können sie ja die Schulden wieder anfangen zurückzuzahlen.
Die Familie erklärt, dass sie das Grundstück sehr günstig bekommen haben und eine sehr günstige Miete zahlen. Trotzdem denke ich, dass wenn man auf jeden Cent angewiesen ist, ist es nicht klug, Geld für etwas auszugeben, das gar nicht richtig benutzt werden kann.
Die armen können auch viel Geld für “nichts” ausgeben
Die arme Familie erhält, statt wie gewohnt 100 EUR, nun 5’000,- EUR als Wochenbudget. Obwohl die Familien noch nie so viel Geld aufs Mal gesehen haben, ist am Ende der Probewoche meist nichts übrig und die Leute wundern sich immer, wie schnell das Geld weg ist. Einige Programme sind von der Redaktion vorgeschrieben. Zum Beispiel stand auf den Plan, dass die arme Familie eine Nacht in ein Luxushotel übernachten muss: 1000 EUR. Oder, dass die Mutter in eine Beauty Behandlung gehen soll. Kosten: 700 EUR. Eine Tonaufnahme machen: 300 EUR. Limousine fahren: 500 EUR. Also konnten sie doch nicht ganz über das gesamte Budget richtig frei verfügen.
Der Wocheneinkauf war aber auch hier lehrreich mit anzusehen. Die Familien, die eigentlich immer nach den Billigprodukten suchen mussten, konnten ordentlich reinhauen und das kaufen, was sie wollten, ohne auf den Preis zu schauen. Ein bisschen teures Fleisch, das man sich sonst nie gönnt, eine teure Flasche Wein, ein wenig dies, ein wenig das. Am Ende zahlten die Familien immer 200-300 EUR und haben gut gestaunt, weil sie ja nur Lebensmittel mit ein paar Extras kauften.
Beim Shopping genau gleich: Ein Tshirt, ein Jeans, ein Kleid. Mehrere Hundert Euro. Das ist ja auch das tolle für die armen daran, dass sie sich auch mal teure Kleidung kaufen können. Auch wenn nur für eine Woche. Wie schnell das Geld weg ist, konnten die armen aber auch kaum glauben.
Das ist vielleicht lehrreich für diejenigen Zuschauer, die sich immer fragen, wo ihr Geld geblieben ist. Wenn man sowieso knapp bei Kasse ist, kann man es sich nicht leisten den Überblick zu verlieren. “Nur” ein teures Fleisch, “nur” noch dies und “nur” noch das und schon hat man beim Wocheneinkauf statt 50 EUR, 150EUR ausgegeben. Das jede Woche und es fehlen 300 EUR. Wenn man ungeordnet ist und den Überblick nicht hat, weiss man auch nicht wo das Geld hingeht.
Armut zerstört das Selbstvertrauen
In einer Episode war eine ganz nette arme Familie, die sehr religiös war. Sie waren Mormonen. Als sie einkaufen gegangen sind, hat man gemerkt, dass es für die armen erstmal eine Umstellung braucht, um nicht automatisch das einzukaufen, was sie normalerweise auch einkaufen. Man ist gewohnt, dass die Blicke nach unten gerichtet sind, wo die Billigmarken stehen. Beim Griff zum Joghurt, Aufschnitt, Käse, etc. könnten sie nun eine teure Variante ausprobieren.
Als die Mutter neue Kleidung kaufen wollte, war es schön mitzusehen, wie ihr Mann sie ermutigt hat, einmal im Leben schöne teure Kleidung sich zu gönnen. Die Frau hätte das verdient! Der Mann musste die Frau richtig ermutigen, weil sie so wenig Selbstvertrauen hatte, dass sie schlechtes Gewissen hatte die Kleider zu kaufen. Ich nehme an, sie dachte es fühlt sich falsch an. Sie sei es nicht Wert. Sie hätte die Kleider nicht verdient. Ich behaupte, die Frau hat sich über Jahre damit abgefunden, sich immer weniger Beachtung zu schenken. Sie denkt, sie ist nicht attraktiv und hat sich mit der Zeit damit abgefunden. Plötzlich, eines Tages geht sie aber in einen teuren Laden und man kriegt Beachtung, man wird beraten und probiert teure Kleidung. Es ist nicht verwunderlich, dass sie im Kopf durcheinanderkommt und sich überfordert fühlt.
Leider ist es so, dass das fehlende Geld das Selbstbild zerstört und das Selbstvertrauen vernichtet.
Auch der Mann der Familie hat eine traurige Vergangenheit. Er war Alkohol und drogensüchtig, aggressiv und ging oft als Hooligan zu Fussballspielen. Er hat Schulden aufgebaut, den er seit einigen Jahren zurückzahlt. Wegen Krankheiten ist er arbeitsunfähig. Er würde ja gerne arbeiten, kriegt aber immer nur Absagen. Positiv ist, dass er sich aus der Alkohol, Spiel und Drogensucht befreien konnte. Übrigens mit Hilfe seiner Frau. Das finde ich sehr schön. Dass er aber keinen Job hat und immer wieder nur Absagen bekommt, muss als “Mann” der Familie sehr belastend sein und das Selbstbild zerstören. Da würde eine externe Hilfe, die zeigt, wie man sich erfolgreich auf eine Stelle bewirbt, oder die einfach ein Stück Motivation und Glauben schenkt, sehr hilfreich.
Was können die reichen von den armen lernen?
Selbstverständlich waren die reichen immer geschockt, wenn sie die Wohnung der armen Familie betreten haben. Würden sie aber nicht so reagieren, hätte das auch nicht so Unterhaltungswert. Ich denke aber, dass es auch für die reichen eine gute Erfahrung war mitgemacht zu haben. Sie haben gesehen, dass es nicht so viel braucht, um glücklich zu sein. Sie haben am iegenem Leib erfahren, wie arme Familien leben und lernen ihr Hab und Gut besser zu schätzen.
Geld ausgeben will gelernt sein
Würden plötzlich die armen so viel verdienen, wie die reichen, behaupte ich, dass sie nicht mehr Vermögen anhäufen würden. Sie würden das Geld alles ausgeben und nichts auf die Seite legen. Weil ihnen das Wissen mit dem Geldumgang fehlt und der Wunsch nach dem “sich gönnen” zu gross ist. Sie müssten zuerst lernen, sich zu organisieren, einzuteilen, budgetieren, auch wenn das Geld knapp reicht, oder plötzlich mehr wird.
Fazit
Die Sendung hat viele Erkenntnisse gebracht und gezeigt, wie die Mechanismen bei den armen und reichen funktionieren.
Ich denke, dass es kein Zufall ist, warum tendenziell die reichen reich und die armen arm sind. Es gibt selbstverständlich immer Ausnahmen. Aber die Mehrheit ist da, weil er so “eingestellt” ist. Der Zufall spielt schon eine Rolle, wo man hineingeboren wird. In eine reiche Familie mit Bildung und beispielhafter Erziehung, oder in eine arme mit Schicksalsschlägen. Die Kinder der armen wachsen so auf, wie ihre Eltern. Wenn die Eltern vor dem PC sitzen und nicht oder wenig arbeiten, wird das auch auf die Kinder einen Einfluss haben. Das hindert die Kinder daran sich in eine gute Richtung zu entwickeln. Die Kinder werden sich mit ähnlich situierten Kindern befreunden und das Risiko kriminell zu werden und sich weniger auf die Schule zu konzentrieren, ist hoch.
Armut ist eine Spirale mit vielen Faktoren. Eltern, Bildung, Krankheiten, Sucht, Stress wirkt sich aufeinander aus und verstärkt die Spirale.
Es gibt aber immer Momente und die Chance, um etwas zu ändern. Man kann sich weiterbilden, man kann sich auf Jobs bewerben. Wenns nicht klappt, nachfragen, warum nicht. Dazu lernen, sich weiterentwickeln. Dafür muss man halt auch an sich arbeiten, lesen, lernen wie man lernt, wie man sich organisiert. Wie man sich bewirbt und sich verkauft, etc. Ich bin überzeugt, dass mit starkem Wille eine Familie ein Einstiegsjob bekommen könnte. Als Putzfrau, Zimmermädchen, Koch, Gärtner, Verkäufer braucht es nicht viel um einen Job zu bekommen. Man muss es nur richtig wollen und sich darauf vorbereiten.
Das Aussehen sollte einem auch nicht egal sein und hat wenig mit Geld zu tun. Bei Bewerbungsgesprächen zählt oft der erste Eindruck. Kommt man gepflegt und vorbereitet, hat man sicherlich gute Chancen. Die haare kann man sich selber schneiden. Sich pflegen und sich normal kleiden, kann man auch von Second Hand läden oder von sehr günstigen Discountern. Sport zu treiben und auf die Ernährung zu achten kosten auch nichts.
Macht Geld glücklich?
Ich fand es sehr schön, wie die Familien zusammengehalten haben. Man merkt, die haben sich wirklich Lieb und man hat nicht den Eindruck, dass sobald die Kameras ausgeschaltet sind, die Familie sich anbrüllt. Die Familien haben wenig bis gar nicht gestritten, was für mich, gegeben der Umstände, nicht selbstverständlich ist.
Am Schluss der Sendung waren sich alle einig. Geld allein macht nicht glücklich. Der Zusammenhalt in den Familien, sich gegenseitig zu lieben und zu unterstützen und füreinander da zu sein, ist viel wichtiger. Geld gibt eine gewisse Sicherheit aber man darf nicht vom Geld das Glück erwarten.
Servus, sehr guter Artikel und ein spannendes Experiment. Wobei die Aussagekraft immer schwierig ist. Ich stimme Deinen Überlegungen aber zu. Das Problem wird eher sein, dass die Reichen hier nur eine bestimmte Zeit in die Rolle der Armen schlüpfen. Da kann man das schon eher als Challenge sehen mit so wenig Geld auszukommen.
Bei den Armen ist es genau umgekehrt, da kann man es sich mal für kurze Zeit gutgehen lassen. Ich nehme an, die konnten das Budget nicht mitnehmen, wenn sie sparsam gewesen wären.
Man müsste halt ein Jahr tauschen! 🙂
Aber ansonsten teile ich Deine Überlegungen und bin auch der Meinung, dass man in vielen Fällen an seiner Situation etwas ändern kann.
Hallo Fuseboroto!
Danke fürs Vorbeischauen!
Genau, für die reichen ist es für eine Woche ein kleines Challenge und ich dachte auch, es sei für die armen ein schlechter Scherz, aber man sah auch, dass die armen die Erfahrung auch gut tut.
Ausserdem kriegen sie gezeigt, dass es Lösungen geben würde, falls sie sich richtig Mühe machen würden.
Übrigens hat sich Viviane Ehret-Kleinau gemeldet, was mich sehr gefreut hat. Sie war super nett und hat mir was ähnliches geschrieben, dass sie es für die Kinder schade findet und dass sie (sie und Marc Terenzi) scheinbar nicht die richtigen Vorbilder sein konnten. Schade