Immer wieder stösst man im Internet auf Inserate oder man liest darüber, wie toll Peer to Peer Kredite (P2P) sind. Sie sind eine alternative Anlageform geworden. Ich wusste, dass es P2P gibt, ich habe mich aber bisher nicht damit auseinandergesetzt. Letzte Woche habe ich aber mal nachgeschaut, weil mir die 10% Rendite, die einige versprechen, mir dabei interessant/suspekt vorgekommen ist.
Was sind P2P Kredite?
Eigentlich sind P2P Kredite eine tolle Erfindung. Der grösste Vorteil dabei ist, dass Kredite von Privatperson zu Privatperson geregelt werden können. Es braucht keine Bank und es fallen keine teuren Gebühren an (ist das wirklich so?). Es gibt verschiedene P2P Kreditportale und darüber möchte ich schreiben. Bei einem Portal kann zum Beispiel jemand angeben, dass er einen Kredit von 30.000 EUR für ein neues Auto braucht. Investoren können dann dieser Person einen beliebigen Betrag mitfinanzieren. Sie bekommen dann den Zins für den investierten Betrag. So weit so gut.
Die Erfindung ist gut. Rein ökonomisch gesehen ist so die Kreditvergabe effizienter und durch die Kosteneinsparungen könn(t)en beide Parteien profitieren. ABER…
Das Problem ist folgendes: Auf vielen Portalen sehe ich einen Zinssatz von Beispielsweise 10%. Es kommen noch 3% zusätzliche Gebühren dazu, die der Anbieter des P2P Plattfoms verdienen möchte. Aus Investoren-Sicht sind die 10% verlockend. Doch Vorsicht! Nicht alles ist Gold was glänzt. Wenn ich als Investor 10% Rendite für mein investiertes Geld bekomme, ist das eine tolle Sache. Man muss aber auch die andere Seite betrachten und sich fragen, wie ich diese 10% als Investor verdiene? – Auf der anderen Seite steht ein Kreditnehmer. Man muss sich fragen, warum jemand für einen Kredit von 30.000 EUR bereit ist 10% (oder 10%+3%) zu bezahlen. Aktuell bieten Banken und Kreditfirmen Privatkredite für 5-8% an. Für Häuser, also für Hypotheken verlangen Banken/Versicherungen höchstens 1-2%. Warum nimmt dann jemand einen Kredit für 10-13% auf? Wahrscheinlich, weil diese Person keinen Kredit von einer Bank bekommen würde. Die Frage ist warum nicht? Wahrscheinlich sind die Risiken zu gross, dass diese Person den Kredit nicht zurückzahlen kann. Vielleicht hat die Person zu wenig Einnahmen, vielleicht ist die Person ein schlechter Schuldner und hat bereits Schulden. Vielleicht hat die Person nicht die nötigen Papiere.
Das Problem ist, dass es für den Kreditnehmer keinen Sinn macht sich teurer zu verschulden, als wenn er einen Kredit bei einer Bank bekommen würde. Für ihn kommen also P2P Kredite nur in Frage, wenn er einen günstigeren Zins als bei der Bank bekommen würde oder wenn er gar keinen Kredit bekommen würde. Da die ausgeschriebenen Zinsen 10% sind und wir wissen, dass die Bank deutlich günstiger Kredite vergibt, ist es wahrscheinlich, dass der Schuldner kein Kredit von der Bank bekommen würde.
Was wir also bei P2P Kredite haben ist ein „Market for Lemmons“. Eine Ansammlung von schlechten Schuldnern mit hohem Risiko, dass das Kredit nicht zurückgezahlt werden kann.
Ich kenne mich mit den Portalen und ihrer genauen Funktionsweise nicht aus. Vielleicht haftet das Portal für den Kredit nicht und der Investor verliert sein Geld, falls der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen kann. Vielleicht haften sie sogar für die Kreditausfälle und wenn der Kreditnehmer seinen Kredit nicht zurückzahlen kann, kriegt der Investor sein Geld doch noch. Die Portale können sich das durch die Gebühren von 3% MOMENTAN NOCH leisten. Man darf aber nicht vergessen, dass wir uns aktuell in einer extrem günstigen Wirtschaftslage befinden. Die Zinse für Immobilien, Autos, Privatkredite sind so günstig wie nie zuvor. Die Leute haben Jobs, haben überschüssiges Geld. Das Umfeld für Kredite ist günstig und die Leute können die Kredite zurückzahlen. Noch. Das war nicht immer so und das wird es auch nicht immer so bleiben. Wenn die Wirtschaft wieder schlechter läuft, mehr und mehr Leute ihr Jobs verlieren, steigen auch die Anzahl Kreditausfälle. Wenn nur wenige ausfallen, können das die Portale verkraften. Bei schlechter Wirtschaft fallen aber mehrere Schuldner gleichzeitig aus. Gleichzeitig ziehen sich Investoren zurück und solche Portale, oder P2P Investoren werden immense Schwierigkeiten bekommen.
Fazit
P2P Kredite können von Vorteil sein, wenn die Portale günstiger als andere Anbieter Kreditgeber und –Nehmer vermitteln können. Für die Investoren wären dann die marktüblichen 1-5% Zinsen nicht mehr so attraktiv, sie hätten aber den Vorteil, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit nicht so hoch wäre.
Bei höher verzinsten Krediten muss sich der Investor bewusst sein, warum die Zinsen so hoch sind. Er muss das Risiko kennen, das er eingeht und im schlimmsten Fall mit Totalverlust rechnen.
Generell sollte man immer gut hinschauen und sich überlegen, warum gerade ich auf so eine tolle Investitionsmöglichkeit gestossen bin. Das ist ähnlich, wie bei den Spams im Internet. Vielleicht bist du doch nicht der Ausserwählte 1.000.000. Besucher einer Seite und vielleicht wollen auch keine Singles dich in deiner Nähe kennenlernen. Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, soll man immer überprüfen wobei es sich handelt und jeden Schritt nachvollziehen können. Meistens entpuppen sich die besten Investitionsgelegenheiten als Abzocke.