Warum 1:0 besser ist als 4:3
Du bist Trainer einer Fussball Mannschaft. Du hast super Verteidiger und einigermassen gute Stürmer. Du gewinnst jedes Spiel 1:0, weil die Verteidigung so gut ist, dass du nie Gegentore bekommst. Deine Offensive ist nicht hervorragend, aber gut genug um mit 1-2 Toren das Spiel zu gewinnen. Mit guten Stürmer kannst du einen Match gewinnen, mit guten Verteidigern gewinnst du die Meisterschaft.
Die Offensive sind deine Einnahmen, die Defensive deine Ausgaben. Du kannst noch so super Stürmer haben und jedes Spiel 3-4 Tore schiessen, wenn du schlechte Verteidiger hast, kriegst du auch 3-4 Tore und wirst kaum die Meisterschaft gewinnen. Du kannst 12‘000,- Franken im Monat verdienen, wenn du 12‘000,- Franken ausgibst, wirst du irgendwann Probleme haben. Spätestens als Rentner, wenn du mit 60% deines letzten Lohnes zurecht finden musst. Es kommt nicht drauf an wie viel du verdienst, sondern wie viel du behalten kannst. Im letzten Beitrag habe ich schon über Oli von Frugalisten geschrieben, der ca. 2200 Euro verdient aber von nur 700-800 Euro lebt.
Die Schweizer spielen 4:4 und manche jammern, dass sie zu wenig Tore schiessen
Auf die Frage warum man nicht spart ist die häufigste Ausrede, dass man nicht genug verdient. Wenn man mehr verdienen würde, würde man auch mehr sparen. In 10 Jahren fragt man diese Person noch einmal. Die Antwort bleibt dieselbe, doch inzwischen verdient sie 20% mehr. Es ist egal, ob du 4‘000,- Franken oder 8‘000,- Franken verdienst. Sparen ist nicht eine Frage des Einkommens. Auch mit weniger als 4‘000,- Franken kann man 20-30% des Nettolohns sparen. Was würdest du tun, wenn du Morgen deinen Job verlieren würdest und bei deinem neuen Arbeitgeber -20% weniger Lohn bekommen würdest? Du würdest wahrscheinlich 20% weniger ausgeben, ohne dass sich dein Lebensstandard extrem verschlechtert. Was würdest du bei einer Lohnerhöhung von +20% machen? Wahrscheinlich würdest du deinen Lebensstandard +20% nach oben anpassen. Die Schweiz ist sehr teuer, aber man verdient auch sehr viel. Ich behaupte, dass es in der Schweiz die beste Voraussetzung für die Offensive herrscht. Das Entscheidende ist, wie gut deine Deffensive ist.
8:0 für Mr. RIP
MR RIP (ca 40-42 Jahr alt) ist ein italienischer Programmierer und Blogger, der von Italien nach Zürich gezogen ist. Er schreibt auf Englisch einen Finanzblog und berichtet über seine Reise mit seiner Familie in die finanzielle Freiheit und das auf eine witzige, lockere und unterhaltsame Art und Weise. MR RIP lebt in Zürich mit Frau und Kind und verdient pro Jahr ca. 270.000,- Franken. Wie stellst du dir jemanden vor, der in Zürich einen Superjob hat und ca 22‘500,- im Monat verdient? Wie viel würde der sparen? Was würde er für einen Luxusauto fahren? Was für eine Superwohnung hätte er?
Und jetz die Fangfragen: Bis wann würde er arbeiten? Was würde er mit seiner maximalen Rente ab 65 von 10‘000,- pro Monat anstellen, wenn er an Einkünfte von 22‘500,- sich gewöhnt hat? MR RIP hat eine super Offensive. Wie sieht es mit der Defensive aus? Was denkst du? Wie viel geben er und seine Familie aus? 200.000? 170.000? Er sieht noch in seiner Defensive Verbesserungspotenzial, ich bin aber von seiner Defensive zutiefst beeindruckt. MR RIP und seine Familie geben 60.000,- Franken im Jahr aus. Das sind 5.000,- Franken im Monat. Das in Zürich, in einer der teuersten Städten der Welt.
Ich finde es immer lustig, wenn Leute mit 100‘000,- Nettolohn erzählen, dass ihnen Ende des Monats nichts übrig bleibt und dass das Sparen unmöglich ist. Mit einem Einkommen von 100‘000,- Franken würde MR RIP immer noch 40.000,- Franken pro Jahr sparen. Siehst du den Unterschied und die Stärke der Defensive? Die Leute verwechseln können mit wollen. Sie könnten so viel sparen, aber sie wollen es nicht und sind sich nicht bewusst wofür. Kurz vor der Rente dann die Ernüchterung. Keine Ersparnisse, mehr als 40 Jahre gearbeitet und am Schluss „nur“ 60% Rente. Übrigens könntest du gemäss diesem Rechner mit 100‘000,- Einkommen und 40‘000,- Ersparnisse pro Jahr in 21.6 Jahren in Rente gehen, so dass du nie wieder arbeiten müsstest.
Dank der guten Defensive und Offensive hat MR RIP mehr als CHF 1 Million Franken zusammengespart. Die CHF 1 Mio. Franken sind mehrheitlich in den letzten 5-6 Jahren zusammengekommen. Davor hat er in Italien gelebt und deutlich weniger verdient. Auch als er in Italien ca 2.000,- Euro verdient hat, hat MR RIP nur 500-600 Euro ausgegeben. Du fragst dich bestimmt, warum er so sparsam lebt und warum er kein Ferrari fährt. Warum joggt jemand, der bereits dünn ist und nicht abnehmen muss? Ursache <–> Wirkung. Der Jogger ist dünn, weil er joggt. MR RIP hat 1 Million in wenigen Jahren zusammengespart, WEIL er sparsam lebt. Er wäre nicht Millionär, würde er nicht sparsam leben. Und was ist sein Plan? Sein Plan ist in 1-2 Jahren (mit 44-45 Jahren) sich zurückzuziehen und von den Zinsen seines Vermögens zu leben und das zu machen, was ihm Spass macht. Das ist ihm viel mehr Wert als einen Ferrari zu besitzen, der übrigens nach 5 Jahren mehr als die Hälfte seines Wertes verliert. Reiche unterscheiden sich von, ich nenne sie, „möchtegern-reiche“ dadurch, dass sie ihr Geld in werterhaltende oder wertvermehrende Objekte wie Immobilien, Land, Wertpapiere stecken und weniger in Luxusgüter, die schnell ihr Wert verlieren. Aber das ist ein Thema für das nächste Mal.