Corona Virus – Aktien verkaufen? Teil 3

Wow. Das berühmte Black Swan Ereignis ist eingetreten. Ein sogenannter Value at Risk Fall. Ein Ereignis, das nur in 5% oder 1% der Fälle auftritt. Auch während der Finanzkrise ging es nicht so schnell so stark nach unten, wie jetzt. In 3 Wochen haben sich die Aktienpreise fast halbiert.

Wer hätte noch letztes Jahr gedacht, dass eine Pandemie die ganze Welt lahmlegt und überall Ausgangssperren verhängt werden.

Letztes Jahr wünschte sich jeder ein Crash, damit sie günstiger einsteigen können. Nun ist der Crash da und die Leute kriegen Panik und verkaufen sogar ihre Aktien. ???

In schwierigen Situationen zeigt sich, wer ein guter und wer ein schlechter Investor ist. Ich habe in den letzten Tagen auf FB und anderen Blogs vermehrt Fragen und Reaktionen gelesen, die mich nur den Kopf schütteln lassen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt. Über die Psychologie und über die Dummheit der Menschen (Klopapier Einkäufe). Scheinbar übernehmen in solchen Situationen die Emotionen das Sagen und die Vernunft wird über Bord geworfen.

Das Problem ist, dass diese falsche Entscheidungen in diesen 3 Wochen die Gesamtrendite ihrer Lebenszeit beeinflussen wird.

Eigentlich ist das Rezept so einfach. “Buy Low, sell high”. Diesen Satz kennt jeder. Die Mehrheit der Leute handeln aber genau umgekehrt. Bei der letzten Krise 2008 habe ich mich noch nicht so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, deshalb hatte ich keine Ahnung, wie panisch die Leute in Krisen reagieren und wie sie nicht aus den Fehlern lernen und ihren Ängsten das Handeln überlassen.

Ich freue mich richtig. Warum? Erstens weil ich schon seit 2-3 Jahren vorsichtig mit Aktien bin. Hier habe ich bereits 2018 geschrieben, dass die Bewertungen relativ hoch sind und ich nicht mein ganzes Vermögen jetzt in Aktien investieren würde. Deshalb habe ich einen gewissen Anteil meines Geldes auch in Cash gehalten. Ich, und weitere konservative Anleger haben seit Jahren auf so eine Gelegenheit gewartet. Übrigens Warren Buffet hatte bis zum Ausbruch der Pandemie ca. 128 Mia. Cash. Hier ein Artikel dazu vom November 2019! (Als die Kurse neue Rekordhöhen erreichten).

Auch eine einfache Regel von Buffet: “Sei gierig wenn andere ängstlich sind und sei ängstlich, wenn andere gierig sind”. Deshalb freue ich mich, weil lange es so schien, dass die einfachen Regeln vielleicht schon nicht mehr gelten und dass vielleicht in dieser neuen Welt alles komplizierter wurde. Doch nun hat sich wieder einmal gezeigt, dass solche Weisheiten nie ihre gültigkeit verlieren.

Ich habe schon X Geschichten gelesen, wie die Leute im Tiefpunkt der 2008-er Krise Immobilien und Wertschriften gekauft haben und dadurch reich wurden. Sie erzählen, sie hätten Glück gehabt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Es braucht auch Mut in diesen Zeiten zuzukaufen. Das habe ich jetzt gelernt. Die Mehrheit kneift sich jetzt nach den Regeln zu handeln. Ich habe den Mut der Leute und die Kraft der Emotionen bei den Leuten deutlich unterschätzt. Ich dachte ich werde mehrheitlich fröhliche Kommentare lesen, weil sich jetzt jeder freut, dass sie Aktien -30-40% günstiger kaufen können. Stattdessen sind diese Leute nur in der Minderheit. Die Mehrheit hat jetzt Angst und denkt, dass die Aktien ins bodenlose fallen. Sie verkaufen sogar ihre Aktien, weil sie Angst haben noch mehr zu verlieren. Das ist traurig, aber das ist wahrscheinlich eine Dummheitsprämie, die diese Leute bezahlen müssen. Anstatt die Gelegenheit der letzten 12 Jahre zu erkennen und es auszunutzen, lassen sie sich durch ihren Emotionen leiten und machen die Fehler, die die ganze Rendite der letzten Jahre zerstören.

Bei so einer Grafik des DAX-Index würden auch die Mehrheit der Leute sagen, dass man bei günstigen Kursen kaufen und bei hohen Kursen eher Vorsichtig sein sollte. Analysten und die Mehrheit der Investoren machen es aber genau umgekehrt. Ganz richtig. Auch Analysten machen diesen Fehler. Sie sind aber quasi gezwungen umgekehrt zu handeln, was ich in einem weiteren Beitrag erklären werde. Mich als Anleger, freut das doppelt. Erstens weil ich günstiger kaufen kann, weil die Panikleute und die grossen Institute ihre Aktien mir günstig verkaufen und zweitens weil es sich bewahrheitet, dass investieren gar nicht so schwer ist. Man muss sich nur an die Grundregeln halten und die Emotionen erkennen und kontrollieren können.

Ich habe auf mehreren Aktien-Foren auf Facebook gelesen, wie Leute ihre Lufthansa und Daimler Aktien verfluchen, nachdem sie die Aktien mit -70% resp -40% verkauft haben. 

Vielleicht finde es nur ich einfach, kühlen Kopf zu bewahren und vielleicht ist es genau das Schwierige beim Investieren um erfolgreich zu sein. Vielleicht haben die Leute einfach zu viel Angst beim investieren.

Krisen und Crashes gehören genau so zum normalen Zyklus dazu. Das ist nicht was Neues. Aber trotzdem denken die “Anleger” jedes Mal, dass die Welt untergeht. Eigentlich müsste man diese Zeiten als Investor einfach “aussitzen”. Die Welt wird nicht untergehen, sondern sich neu orientieren und danach wird sich die Welt weiter drehen.

Aktien jetzt verkaufen?

Wenn du dir heute, am 19.03.2020 diese Frage stellst, bist du zu spät.

Willst du tatsächlich dann verkaufen, wenn die Kurse bereits -40% gefallen sind?

Es gibt nur einen vernünftigen Grund bei diesen Kursen zu verkaufen. Wenn du denkst, dass die Kurse langfristig weiter fallen werden. Wenn du denkst, dass die Quarantäne-Situation uns noch Monate begleiten wird und dass die Wirtschaft sich nicht mehr erholt, oder sogar das Finanzsystem zusammenbricht. Aber frage dich, ob diese Vorstellung deine Überzeugung oder deine Angst ist. Frage dich, ob alle Unternehmen nur noch halb so viel oder gar kein Profit einnehmen werden langfristig. Pharma, Lebensmittelketten, Apple, Amazon, Facebook, Netflix. Werden wirklich alle Pleite gehen, weil niemand mehr ihre Dienste nutzt? Werden alle Unternehmen nur noch halb so viel Wert sein? Oder ist es langfristig aktuell eine Gelegenheit günstig einzusteigen?

Ein weiterer Grund zum verkaufen ist, wenn du das Geld unbedingt brauchst. Dann hast du aber nicht die “Regel” verfolgt, nur das Geld zu investieren, was du nicht brauchst.

In allen anderen Fällen empfiehlt es sich die Zeit still zu sitzen oder sogar nach zu kaufen.

Ich habe meine Short-Positionen verkauft

Ich habe am 26.02.2020 nachdem es bekannt wurde, dass es nach China das Virus auch in Italien ausgebrochen ist, einige Short-Positionen gekauft. Hier habe ich darüber geschrieben.

Bin damals beim DAX bei 11’900 short gegangen. Beim SMI bin ich ca bei 10’500 short. Mein Portfolio hat ca 20% an Wert verloren. Die Short Positionen haben aber so viel an Wert zugelegt. 

Am 12.03.2020 habe ich dann meine Short-Positionen verkauft. Auf keinem Fall weil ich dachte oder wüsste, wann der Einbruch gestoppt wird. Ich war einfach zufrieden ca. 20% meines Wertverfalls aufgefangen zu haben. 

Eigentlich bin ich ein langfristiger, konservativer Anleger. In Krisenzeiten müsste man eigentlich diese Korrekturen einfach aussitzen. Ich habe aber am 26.02.2020 gemerkt, dass die Börse das ganze noch nicht ernst nimmt und habe mich auf fallende Kurse eingestellt. In China lag alles still und das Virus hat sich in Italien verteilt. Die Börse hat aber nur ca. -5% eingebüsst. Ich habe abgwägt, dass es weitaus schlimmer sein wird, als diese -5%. Es war von mir riskant diese Positionen einzugehen, aber ich dachte, es wäre doch schön, wenn ich beim Crash nicht nur günstiger kaufen könnte, sondern bis dahin noch was Kapital “gewinnen” könnte. Das Problem ist immer, dass es eine Spekulation ist und dass man auch wissen muss wann man die Positionen wieder verkaufen soll. Daher habe ich mir von Anfang an als Ziel gesetzt, den 20%-igen Wertverlust meines Portfolios abzuwarten und dann die Shortpositionen zu realisieren.

Auch wenn die Kurse noch -50% weiter nach unten gehen, habe ich nicht -20% und -50% an Wert verloren, sondern nur -50% und lieber nehme ich einen kleinen sicheren Gewinn mit, als ich es versuche den Tiefpunkt der Krise zu treffen. Das geht nämlich nicht.

Wie geht es weiter?

Das weiss keiner und es hängt von der Dauer und Ausmass der Corona-Krise ab. Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm und wahrscheinlich sind noch viele Zahlen zu aktuell und nicht veröffentlicht, die den Ausmass der Krise einschätzen lassen. 

Sollte ich nachkaufen?

Diese Grafik zeigt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der S&P Unternehmen in den USA. Wir sind immer noch nicht beim langfristigen Durchschnitt von 15 angekommen. Doch mit 18.34 ist die Bewertung nicht mehr so hoch wie vor einigen Wochen bei 25 und so tief wie zuletzt 2012-2013.

Natürlich gebe ich keine Handlungsempfehlungen. Ich helfe lediglich bei der Entscheidungsfindung.

Ich bin langfristig orientiert und möchte, dass die Aktien in 10-20-30 Jahren mehr Wert haben als heute. Ich frage mich also, ob es in 10 Jahren noch Unternehmen geben wird, die heute -40% oder mehr verloren haben. Dann wäre heute ein idealer Zeitpunkt einzusteigen.

Darüber hinaus habe ich kein Problem damit, wenn mal eine Aktie -50% an Wert verliert. Ich sitze es einfach aus und wenn ich vom Unternehmen überzeugt bin, kaufe ich sogar nach. 

Wenn ich dann weiss, dass ich mit 60 Jahren das Geld brauchen wird und dann langsam meine Aktien verkaufen werde, reduziere ich meinen Aktienanteil Jahr für Jahr ab meinem 50. Lebensalter, je nachdem wie die Bewertungen sind.

Wenn du also überlegst, jetzt Aktien zu kaufen, es ist zwar ein guter Zeitpunkt einzusteigen, du musst aber mit Verlusten umgehen können und einen langen Horizont haben.

Wie sollte ich jetzt nachkaufen?

Es heisst “Greife nicht in ein fallendes Messer”.

Es kann natürlich sein, dass die Kurse sich nochmals halbieren. Damit muss man rechnen und leben können. Man weiss aber nie wann der Tiefpunkt erreicht ist und es gibt auch keinen idealen Zeitpunkt.

Ich schaue auf die Bewertungen. Ich definiere für eine Aktie einen bestimmten Zielkurs. zB. Bei Apple könnte man sagen, dass wenn die Aktien unter 230 fallen, kaufe ich zu. Natürlich muss man die aktuelle Lage und die Zukunftsentwicklung in Betracht ziehen, aber das Unternehmen ist finanziell sehr gut aufgestellt und bin mir sicher, dass das Unternehmen in den nächsten 10 Jahre weiterhin sehr solide sein wird. Ich würde dann nicht alles aufs Mal investieren und noch Puffer für Nachkäufe bereit halten. Würden die Apple-Aktien auf 200 sinken, so könnte man nochmals nachkaufen. Sollte die Lage sich beruhigen und es geht wieder aufwärts, hat es sicher auch noch andere unterbewertete Unternehmen, wo Einstiegsmöglichkeiten sich anbieten.

Für Luftgesellschaften möchte ich auch keine Empfehlung ausgeben. Es ist klar, dass das Jahr 2020 finanziell eine Katastrophe sein wird. Aber wird es die Branche vernichten? Die Benzinpreise haben übrigens auch ca -40% an Wert verloren, was vielen Fluggesellschaften mittelfristig kosten spart. Werden in 1-2-10 Jahren keine Flugzeuge mehr fliegen? Man muss sich die Zahlen der Gesellschaften anschauen und abwägen, ob das Unternehmen Konkurs geht oder nicht und der -70-80% günstigere Kurspreis gerechtfertigt ist.

Ich habe bereits einige Aktien in den letzten Tagen gekauft. Ich habe aber immer noch was, um später nachzukaufen. Wie gesagt, das ist keine Handlungsempfehlung, bin aber langfristig orientiert und denke, dass es zur Zeit eine enorme Gelegenheit ist (ähnlich wie 2008), die ich nicht auslassen möchte.

Ich muss schmunzeln, dass einige Leute über andere fluchen, dass jetzt in dieser Krise wieder bestimmt einige reich werden, weil sie günstig Aktien kaufen können. Sie reden so, als sie selbst keinen Zugriff zum Markt hätten. Auch mit wenig Geld kann man einsteigen. Jeder hat die Möglichkeit Aktien zu kaufen.

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