Geld sparen in Quarantäne

Ein Freund von mir sagte „Hey, ich spare in der Quarantäne ein haufen Geld. Ich gehe nicht in Restaurants, Pubs, esse Zuhause und kann mein Geld gar nicht ausgeben“. Ich dachte, so sollte es doch immer sein und diejenige, die sparsam sind, in dieser Zeit gar nicht mehr sparen.

Nach langsam 3 Monaten Quarantäne kann ich behaupten, dass in der Quarantäne sogar sparsame weniger ausgegeben haben, als sonst.

Im ersten Monat, im März habe ich es noch nicht bemerkt. Der März war geprägt von Hamsterkäufen (inkl. Windeln, Kaffee, Babynahrung, Katzenfutter etc.) und die Umstellung auf die Zeit in Quarantäne. Sprich, Bestellung von Dehnbändern und Joggingkleidung, neuer Rasierer, neue Waage.

Im April waren wir dann zurückhaltend mit Einkäufen. Bis am 28.April unser Sohn geboren wurde. Juheey (Er ist gesund und uns geht es sehr gut). Wir hatten auch hier extra Ausgaben wie Kinderbett, Babyphone, Babykleidung, Schnuller etc.

Doch jetzt, nach weiteren 3 Wochen merke ich Mitte Mai, dass wir doch viel weniger Geld ausgegeben haben, als wir dachten. Keine Stadtbeuche, kein einziges Essen auswärts, keine kurzen Kaffees, keine Glacé, keine Kuchen, keine ÖV-Fahrten, keine Benzinkosten, keine Eintrittskosten. Und vor Allem: keine Spontankäufe.

Während der Quarantäne hatte ich nicht einmal das Bedürfnis mir was neues zu kaufen. Ich gebe es zu, vor der Quarantäne war ich es gewohnt, dass ich an Wochenenden gerne in der Stadt rumgelaufen bin und mir hin und wieder was „gegönnt“ habe. Auch wenn ich es nicht gebraucht habe. Allein das Shopping-Gefühl gab mir eine Art Befriedigung. Vielleicht entwickelt sich das während des stressigen Alltags. Man will Dampf ablassen und sich was gönnen. Sich für die harte Arbeit belohnen. Obwohl ich mir dessen Bewusst war, dass solche Impulskäufe nur vielleicht kurzfristig befriedigen, habe ich es immer wieder gemacht und ich beführchte ich werde es auch nach der Quarantäne tun.

Als ich aber jetzt von Zuhause aus arbeitete, hatte ich nicht einmal dieses Bedürfnis mit Shopping Dampf abzulassen. Ich habe auch nichts Online bestellt, was ich nicht brauche. Daher denke ich, dass dieser Wunsch während der Arbeit im Büro entsteht, wenn ich mit vielen Leuten in Kontakt komme. Vielleicht wächst dieses Bedürfnis aus einer „Ich möchte den Leuten gefallen“ Einstellung. Auch wenn ich es eigentlich bewusst nicht so empfinde. Ich will niemandem gefallen wollen. Trotzdem wirkt irgendetwas auf mich. Und ich denke ich bin nicht allein, der sich mit Konsum belohnt. Vielleicht ist es aber auch der „Stress“. Oder ich nenne es lieber Strapaze. Jeden Morgen um 05.30 aufstehen, Büro, Sport, Einkaufen, Kinder, und zu wenig Zeit für sich selber.

Interessant ist, dass ich eigentlich nicht weniger gearbeitet habe, da ich ja im Home Office war. Aber scheinbar haben die Flexibilität und der fehlende Kontakt mit anderen positiv auf mein tägliches Leben ausgewirkt. Ich bin die letzten 12 Wochen 1 oder 2 Mal vom Wecker geweckt worden. Ich stand gemütlich von alleine gegen 08.00 auf. Kein tägliches Rasieren, kein Arbeitsweg. Wir assen gemeinsam mit der ganzen Familie Frühstück und Mittagessen. Habe zwischendurch Windeln gewechselt und meine Kinder haben mich jeden Tag für mehrere Stunden gesehen.

Ich bin froh, dass ich Zuhause war, als meine Tochter mit mir zum ersten Mal auf die Toilette gesessen ist. Das war ein schöner Moment, den ich im Büro so nicht erlebt hätte. Es störte mich auch nicht, dass ich mich manchmal Nachts einloggen und arbeiten musste, weil ich nicht mit der Arbeit fertig wurde. Dass ich während dem Tag Zuhause war, war mir viel mehr Wert. Das nächtliche Arbeiten waren Ausnahmefälle, daher ist es voll in Ordnung.

Auf anderen Blogs habe ich auch den Eindruck, dass sogar sparsame Leute während der Quarantäne weniger ausgegeben haben. So war es auch bei uns.

Ca. 100-200,- Franken pro Monat weniger für Essen, auswärtiges Essen und Snacks. 150,- Franken weniger fürs Benzin, 2 mal kein Coiffeur-Besuch 80,- Franken weniger (übrigens hat meine Mutter meine Haare sensationell geschnitten 🙂 ) und insgesamt ca. 500,- Franken weniger für Impulskäufe. Wir werden auch 5-6 Wochen Betreuungskosten zurückbekommen, das sind auch ca. 1’500,- Franken. In den 3 Monaten haben wir also ca. 3’000,-Franken gespart. Das ist doch einiges mehr, als ich gedacht habe.

So cool, ich werde jetzt mit den 3‘000,- Franken in die Stadt gehen und vor dem LV Shop Schlange stehen, so wie diese Leute:

Nur spass. Wer mich kennt, weiss, dass ich mein Geld niemals bei Louis Vuitton ausgeben würde. Ich würde mein Geld lieber bei Hugo Boss verbraten (nur Spass). Übrigens, ich habe nichts gegen diese Unternehmen. Bin sogar stolzer Aktionär von LVMH, also freut es mich immer, wenn ich Leute mit LV Taschen sehe.

Es gibt aber auch Kosten, die sich während der Quarantäne erhöht haben. ZB. Strom und Wasser. Ich führchte mich jetzt schon vor der Verrechnung im Juni. Wir waren alle Zuhause. Die Geschirrwaschmaschine arbeitete auf hochtouren. Jeder duschte (sonst dusche ich im Fitnessstudio), jeder ging auf die Toilette, wir haben jeden Tag gekocht. Das wird sich in der Abrechnung bekerkbar machen. Wenn ich dran denke, dass wir im Monat ca. 250,- für Nebenkosten zahlen, rechne ich mit +50% Verbrauch, dann sind es 125,- Mehrkosten pro Monat. Das sind 375,- Mehrkosten in der Quarantäne.

Die Erkentnis ist, dass ich die Strapazen des Büros unterschätzt habe und ich das erst jetzt bemerkte. Das Bedürfnis sich etwas zu gönnen muss etwas mit diesen Strapazen zu tun haben, die ich Zuhause nicht habe. Diese Erkentnis habe ich selber erlebt und es beruhigt mich. Wollte ich FIRE anstreben, ist es gut zu wissen, dass diese Bedürfnisse wahrscheinlich verschwinden.

Wie viel hast du während der Quarantäne gespart? Was wirst du mit dem Geld machen?

5 Antworten auf „Geld sparen in Quarantäne“

  1. Toller Artikel. Man könnte das gesparte Geld verwenden und derzeit Aktien/ETF günstig kaufen. Aber wer weiss schon, ob das Ende der Fahnenstange erreicht ist? In den vergangenen Krisen wie Dotcom Blase oder Finanzkrise 2008 gab es zwischen den Abstürzen immer eine kurze Phase der Erholung, bevor es noch weiter bergab ging.
    Ich gehe einen anderen Weg: Raus aus Geldwerten und rein in Sachwerte. Da Edelmetalle derzeit physisch in der Schweiz praktisch ausverkauft sind (zumindest bei den grossen Händlern), investiere ich in andere Sachwerte die im besten Fall noch Rendite abwerfen. Mehr Details auf meiner Seite http://www.zustupf.ch

  2. Hallo Martin!

    Schön, dass du vorbei schaust. Ich konnte auch den Tiefpunkt des Crashs einigermassen erwischen und habe Aktien nachgekauft. Momentan geht es steil aufwärts an den Börsen. Es herrscht Anlagenotstand. Keiner weiss so richtig, wohin mit dem Geld. Anleger stürzen sich auf Aktien, weil man die Erholung nicht verpassen will. Mal schauen, was die Wirtschaft macht.
    Ich schaue danach auf deine Seite vorbei. Es interessiert mich, welche Sachwerte du gekauft hast. Hoffentlich kein Klopapier 😛

    Lg
    KMF

  3. Hallo KMF

    Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Sohn! 🙂

    Bei mir sind die Ausgaben auch etwas zurückgegangen. Ich “durfte” nicht in den Urlaub und meine Freundin “durfte” meine Haare schneiden. Restaurantbesuche gab es bis vor ein paar Wochen auch keine mehr.

    Home Office hatte ich 2 Tage in der Coronazeit. Das Auto habe ich wie immer genutzt, nur waren die Strassen in den Stosszeiten seit 20 Jahren nie mehr so leer in der Schweiz 😀

    Was ich gerade bei mir feststelle, ich habe derzeit das Bedürfnis vermehrt mit Kumpels, Freundin und Familie in Restaurants zu gehen. Aber diesen “Luxus” gönn ich mir derzeit! Man schätzt die kleinen Dinge wieder, wie ein einfaches physisches Treffen mit guten Freunden.

    Man schreibt sich!

    Liebe Grüsse
    Schweizer Minimalist [+][-]

    1. Herzlich Wilkommen Schweizer Minimalist

      Vielen Dank für den Glückwunsch ☺️

      Es ist jetzt seit ein paar Wochen wieder vieles offen. Ich merke auch erst jetzt, dass mir Restaurantbesuche gefehlt haben. Ich war eigentlich nicht der grosse auswärtsesser, nur an Wochenenden. Doch seit der Lockerung möchte ich auch öfters mit meiner Frau essen gehen, oder mit guten Freunden einen Kaffee trinken.

      Ein bisschen „Luxus“ nach dieser sparsamen Quarantäne darf man sich schon gönnen.

      Liebe Grüsse
      KM

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