In den letzten Monaten habe ich mir überlegt, ob meine Anlagestrategie (Value, buy and hold) noch dem entspricht, was ich repräsentiere.
Bereits hier im Artikel von 01.01.2021 habe ich mich damit beschäftigt, ob meine Anlagestrategie zeitgemäss ist. An der Universität und aus Sachbüchern habe ich gelernt, dass langfristig die beste Strategie ist, unterbewertete Unternehmen günstig (tiefes KGV, tiefes KBV) zu kaufen und möglichst für immer zu halten. Der Urvater dieser erfolgreichen Stragie ist Ben Graham, der Mentor von Warren Buffet. Die Strategie war in den letzen 50-60 Jahren sehr erfolgreich und hat sogar den Benchmark outperformt.
Die Frage, die ich mir nach 5 Jahren Investieren stelle ist jedoch, ob diese Strategie zeitlos ist, oder ob wir in einer neuen Zeit mit neueren, vielleicht erfolgreicheren Strategien leben. Unterbewertete Aktien zu kaufen ist immer gut, nur ist die Definition “unterbewertet” vielseitig. Das KGV und KBV setzten die Erträge im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs. Ist dieser Wert kleiner als 20, gilt der Wert günstig. Ist der Wert drüber, gilt er als teuer.
Mein Problem ist, dass mit diesem Ansatz hauptsächlich Konsum, Banken und Industrie/Energietitel ins Depot wandern. Warren Buffets Portfolio besteht lediglich aus solchen Werten. Technologietitel, die in den letzten 10 Jahren extrem outperformt haben, wurden ausser Acht gelassen. Das KGV von Google, Amazon oder Netflix war nie unter 30, meistens waren sie über 50 oder sogar 100. Die Aktien haben sich aber in den letzen 10 Jahren verzehnfacht. Der Bewertungsansatz von Ben Graham und Warren Buffet reicht nicht um solche Technologietitel richtig zu bewerten und werden vernachlässigt.
Es gibt den Fall Apple. Apple ist mit 40-50% die mit Abstand grösste Position bei Warren Buffet. Es war der einzige Titel, der sowohl als Technologie-Titel als auch als Value Titel mit hervorragender Marktposition und wahnsinnigem Cash Bestand auch die Kriterien eines Value Investors überzeugte.
Ich fragte mich also, ob der Value-Ansatz noch zeitgemäss ist, oder ob ich auch andere Titel, vor Allem Tech-Titel ins Depot holen sollte. Nun, gerade als mich diese Frage beschäftigt im März 2021, brechen die Technologietitel ein. Es findet eine Umschichtung von Technologie-Titel in Value-Titel statt. Grund dafür sind die steigenden Inflationserwartungen und die steigenden Anleihenrenditen. Für mich ein idealer Zeitpunkt um auch umzuschichten. Aber von Value auf Technologietitel.
Ich denke beide Ansätze sollten im Portfolio Platz haben. Aber ich denke auch, dass nur eine der Ansätze vielleicht nicht optimal ist. In guten Börsenjahren, so wie in den letzten 5 Jahren, haben Value Titel underperformt. In schlechten Zeiten geben sie aber eine Stabilität. Um zu diversifizieren ist also sicher nicht schlecht beides zu haben.
Cathie Wood, der moderne Investor
Selbstverständlich ist mir die Performance 2020 von ARK Invest mit Cathie Wood an der Spitze nicht entgangen. Wer sich für die Aktienmärkte interessiert, dem muss ich den neuen Stern im Anlageuniversum nicht vorstellen. Sie hat im Jahr 2020 mit ihrem Funds mehr als 100% erzielt. Sie hat 6 verschiedene ETFs. Wie das so ist zeigen die Medien wer im letzten Jahr am besten performt hat. Das lässt mich eigentlich kalt, denn es ist wie wenn wir einmal in 100 Jahren ein schlechtes Jahr haben, wird Dirk Müller mit seinem Fonds der beste sein. Deswegen macht es aber keinen Sinn in seinem Fonds zu investieren, denn in einem langen Zeithorizont ist sein Fonds mit Abstand am schlechtesten.
ARK Invest
ARK Invest ist aber anders. Der Fonds geht gegen die Sitten des Wallstreets und legt transparent jeden Tag die Positionen dar. Nicht falsch verstehen, jedes Fonds muss seine Positionen offenlegen, jedoch nur quartalsweise. Meist erfährt aber die Öffentlichkeit im Februar was ein Fonds per 31.12. im Depot hatte. Bis Februar kann sich aber bereits viel geändert haben. Bei Ark ist es anders. Sie aktualisieren die Positionen jeden Tag. Nicht nur das. Sie bieten Lehrmaterial an. Vollkommen kostenlos. In einem Youtube-Kanal meldet sich Cathie Wood persönlich jede Woche und berichtet über Aktualitäten. Sie hält Vorträge in Entwicklungsländern und lädt sie auf Youtube hoch. Auch der Deutsche Tech-Investor Frank Thelen ist ein Fan von Cathie Wood und bewundert ihre Arbeit.
ARK Invest hat die Philosophie die Welt durch Innovation besser zu machen. Sie investieren langfristig, mindestens 5-10 Jahre und investieren nur in Unternehmen, deren Wachstumsrate über 15% pro Jahr liegt. Die grösste Position ist dabei Tesla.
Über meinen damaligen Fehler Tesla nicht zu kaufen, habe ich ja bereits erzählt. Als ich mir die Frage stellte im Juni 2019, nachdem der Kurs ca 20-30% gefallen ist, habe ich Tesla genau aus dieser Value-Sicht bewertet. Keine Absätze, kein Gewinn, nur Versprechungen. Dass ich nicht alleine war, zeigen die Shortbestände grosser Hedgefunds. Sie haben Tesla seit 2016 geshortet und dabei Milliarden verloren. Denn Tesla hat sich seitdem ca verzehnfacht.
ARK Invest sieht Tesla nicht als Autoproduzenten. Tesla ist ein Multikonzern mit eigenen Batterien, eigenen Computerchips im Steuerboard. Eigene Systeme, die an autonomes Fahren arbeiten. Tesla hat eine Raumstation (ob wir tatsächlich als Tourist in den Weltraum fliegen können, sei mal dahingestellt) und sie arbeiten an menschlichen Chipimplantaten. Was ich aber auch vollkommen ausgeblendet habe ist die Marke Tesla und der Innovationsabstand zu den Konkurrenten. Daimler, VW und BMW haben in den letzen 5 Jahren geschlafen. Dieser Vorsprung ist nicht mehr einzuholen. Die Elektroautos, die jetzt am Markt kommen sind die Ergebnisse der letzen 5 Jahre Forschung. Tesla wird immer diese 5 Jahre voraus sein. Die Marke Tesla ist mittlerweile auch Kult. Ich habe am Anfang als Hype gesehen, aber es ist so, dass wenn jemand bereits einmal Tesla gefahren ist, der möchte nie wieder ein anderes Auto fahren. Ähnlich wie bei einem iPhone. Die Leute sehen Tesla als ein modernes Statussymbol. Umweltbewusst und in. Man hat nicht ein Elektroauto, man hat einen Tesla. Da ist aber auch Elon Musk. Ein Irrer. Gerade deshalb ist aber Tesla auch erfolgreich. Er ist ein Macher. Ihm ist Geld und Bürokratie egal. Er setzt einfach um, was er im Kopf ausgedacht hat. Ob das Irrsinn ist, oder nicht. Er ist der 2.reichster Mensch der Welt. Bitcoin als Zahlungsmittel für Teslas anzunehmen, hat sein Fanbasis auf jeden Fall weiter erhöht.
Apropos Bitcoin
Auch mit Bitcoin hätte ich damals 2018 nicht mehr falsch liegen können. Ich habe damals mit Bitcoin meine Finger verbrennt. Ich stieg bei 13’000,- ein, der Kurs ging bis auf knapp 20’000,- und sackte dann auf ca 7’000,-. Dann habe ich verkauft und Bitcoin als Betrug abgehackt. Selbstverständlich habe ich mich erkundigt, aber es konnte mich niemand so richtig überzeugen. Wahrscheinlich haben mich die Bitcoin Extremisten komplett verjagt. Die behaupteten ja, dass alle Banken böse sind, die Fiat-Währungen hyperinflationär wären und dass nur Bitcoin die Lösung sein kann. Damit war ich überhaupt nicht einverstanden. Bitcoin als Zahlungsmittel habe ich auch als komplett ungeeignet gesehen. Zu langsam, zu teuer, zu volatil. Visa kann viel mehr, schneller und günstiger transferieren. Warum also Bitcoin? Das Thema war für mich erledigt.
Heute, 3 Jahre später erreicht Bitcoin 62’000,-. Was soll das? Ich höre von links und rechts wer wieviel verdient hat. Ich fange an, mir Gedanken zu machen und zu recherchieren. Was mir auffällt, dass 80-90% von den IT-Leuten in Bitcoin investiert. An der Uni, wo ich war, gibt es bereits Kurse über Kryptowährungen. Microstrategy investiert Hunderte von Millionen in Bitcoin. Elon Musk verkündet, dass man mit Bitcoin zahlen kann. ARK Invest ist in Bitcoin investiert. Die Millenials protzen mit Bitcoin investments. Fachhochschulen veröffentlichen, wie man mit Bitcoin-Mining Solaranlagen schneller amortisiert. Das neuste ist, dass Paypal Krypotwährungen in den USA als Zahlungsmittel akzeptiert. Auch Visa arbeitet daran Kryptowährungen zu akzeptieren. Und nun die Frage: Bitcoin ist nach 13 Jahren da. Nach dem extremen Zusammenfall von 2018 ist Bitcoin fast 10 mal so viel Wert. Hat Bitcoin vielleicht doch sein Daseinsberechtigung? Was passiert wenn andere Unternehmen, wie Apple, Microsoft, oder Amazon Bitcoin akzeptieren? Was passiert wenn Notenbanken, so wie Gold, Bitcoin als Reservewährung aufkaufen (müssen)? Ich werde darüber im nächsten Beitrag ausführlich schreiben. Der Hauptpunkt ist aber, was mich überzeugt, ist, dass Bitcoin weniger als Währung, aber mehr als Gold, als digitales Gold sich eignet.
ARK Invest ist also fokussiert auf Innovation und Lösungen. Möglicherweise wird Cathie Wood Warren Buffet als besten Anleger ablösen.
Nachdem die ETFs von ARK Invest, sowie andere Technologietitel -30-40% seit dem Allzeithoch nachgaben, ist es eine sehr gute Gelegenheit umzuschichten. Ich werde also mit der Zeit gehen und einige meiner Value Investments in Technologie-Werte und ARK ETFs umschichten. Bitcoin habe ich bereits auch gekauft. Dazu noch mehr im nächsten Beitrag.
DISCLAIMER
Ich bin kein Anlageberater. Die Entscheidung, in was du (nicht) investierst liegt lediglich bei dir. Ich lege lediglich meine Meinung dar. Die gilt weder als Kauf noch als Verkaufsempfehlung.